Roman Seelenbrandt Shortstory

Liebesbriefe


Er puzzelte sich also während des gesamten Films einen Brief zurecht, jede Menge Papier flog dabei zusammengeknüllt zu Boden. Bis er gegen 2 Uhr in der Nacht den Stift ruhen ließ und ins Bett fiel. Aber bis zu diesem Zeitpunkt hatte er ein Manuskript fertiggestellt, zu dem er sich sagt das er ihn morgen mit klarem Kopf schon zu einem schönen Brief hinbekommen würde. Es ist jetzt Abends 18 Uhr 30 am Sonntag, eine Woche nachdem Raimund den ersten Brief bei Katharina einwarf, er saß im selben Ritual, nach einem schnellen Essen, bei Rotwein in seinem Bürokeller vor einem leeren Blatt Papier, welches er wieder mit seinem Laserdrucker und einem Stockfoto gemustert hatte. Er nutzte auch nicht sein Manuskript von gestern Abend, sondern sagte sich, es ist besser den Gedanken direkt zu erfassen und in Echtzeit aus der Seele aufs Papier zu bringen. Also fing er an zu schreiben: „ Hallo Katharina, es ist jetzt eine Woche nach meinem ersten Brief her, Du hast also länger nichts von mir gehört, mich wahrscheinlich schon vergessen, weil ich so still halte.

Oder Du sogar froh bist das ich es tu. Du fragst Dich sicher auch woher ich Deinen Namen habe, dazu kann ich dir nur eines sagen, meine Traumfrau trägt ihn eben. Ich hoffe Du hattest eine schöne Woche fern von kummer, schmerz und trauer und bist einwenig gespannt auf meine Zeilen heuer. Ich habe mir ein Foto von dir vergrößert, es ziert seit einer Woche mein Büro und Nachttisch, ich hoffe Du bekommst keine Angst jetzt, ich möchte versuchen Dir kein üblicher Stalker zu sein und Dir klar machen das ich Dich weder beobachte noch nachspioniere oder im Internet nach Dir recherchiere, ich möchte Dich auf etwas unkonventionelle Art und Weise kennenlernen, wenn Du mitmachst werde ich mir etwas einfallen lassen, die Spannung für Dich hochzuhalten. Wenn Du Dir sagst das ist Dir zu kitschig, dann nehm ich das so hin, und werde damit leben. Ich möchte jetzt nicht großartig viel schreiben, denn noch weiß ich ja nicht wie Du Dich entscheidest, aber ich habe eine Idee wie ich herausfinden werde was Du denkst bezüglich meiner begierde.

Du kennst sicher den Park, hinter dem Hauptbahnhof, dort stehen links am kleinen Springbrunnen drei Bänke, rechts hinter der äußeren rechten Bank steht daneben eine große Eiche, davor ein kleiner Fliederbusch, dort hinter der Eiche werde ich eine kleine Kiste deponieren, dort werde ich Dir in Zukunft meine briefe hinterlegen, und zwar zweimal die Woche, Mittwoch und Sonntag, damit ist die Woche gesplittet, das kommt Dir vielleicht viel vor, doch ich verspreche Dir wenn Du antworten solltest, würdest Du irgendwann jeden Tag ein Brief von mir erwarten. Wiegesagt werde auch ich dort Mittwoch und Sonntag nach einem Brief von Dir sehen. Sollten meine Briefe nicht entnommen werden oder länger keine Antwort bekommen, werde ich es sein lassen. Bis dahin möchte ich Dir noch einmal sagen wie wundervoll es ist von Dir zu träumen und Dein Namen in Gedanken zu sagen, er berührt mich sehr, weil ich so fantastisch von Dir fantasier. Was ich in dieser einen Nacht von Dir und Deinen Körper zu sehen bekam, bekam ich so von noch keiner Dame geboten.

Ich hoffe das ich etwas von Dir höre, wenn nicht dieser Tage, dann irgendwann wenn Du gespannt bist, denn ich werde an diesem Ort von dem nur Du eine Ahnung hast, einwenig verweilen, denn ich habe in einem so kurzen Augenblick Deines Anblicks, noch nie so viele Emotionen gefühlt!“ Raimund, nahm den Brief und las ihn sich noch einmal durch und war nicht zufrieden mit seinen Worten, er besserte hier und dort einige Sätze aus und verpackte ihn wieder in einen Umschlag, mit der Bezeichnung Liebesbrief, welchen er wieder mit Calligraphieschrift verzierte. Es war jetzt wieder kurz vor 21 Uhr, Raimund sagte sich das er den Brief wie letzte Woche schon um 22 Uhr bei Katharina einstecken würde.

Katharina hingegen, musste eine Woche lang bald jeden Tag Volker bei laune halten ihn aber dennoch sensibel beibringen das es weitere Private treffen mit ihr auf sexueller Ebene nicht geben wird, sie wolle ihm weiter ein guter Freund sein, doch mehr könne sie ihm nicht bieten. Jedoch hat Katharina es ihm nicht in aller deutlichkeit gesagt, sondern eher um den heißen Brei geredet, sie sagte jedes Treffen welches Volker vorschlug mit einer Ausrede ab, auch auf Arbeit ging sie offensichtlich aber blind wahrgenommen von Volker auf Abstand. Für Katharina war Volker immer der erste Ansprechpartner wenn sie neue Arbeitsabläufe oder Anweisungen von der Werksleitung über ihr Büro in die Produktionsstätte überbringen musste. Doch in der letzten Woche, schob sie alles auf, um Volker irgend möglich aus dem Weg gehen zu können. Natürlich war dieses manchmal nicht möglich, da Volker der ernannte Vorarbeiter von Katharina war, doch Volker nahm das wiegesagt nicht wirklich wahr, er trug die allseits bekannte Rosabrille und nahm Katharina beim Wort ohne zwischen den Zeilen zu lesen. Dennoch konnte man Katharina nicht nachsagen das sie mit Volker seinen gefühlen spielen würde, denn wenn Volker nicht wirklich unsterblich in sie verliebt wäre, dann hätte er das auch sehr schnell gedeutet. Zumal Katharina ihm ja die zwei Jahre zuvor schon mehrfach sagte das Volker nicht der Mann für eine Liebschaft wäre. Katharina jedoch hat sehr schnell gespürt das es ein grosser Fehler war, ihm diese zwei Nächte zu schenken, sie bereut es tatsächlich. Nicht weil es unbedingt unschön war, sondern nur weil sie wahrnimmt wie Volker sich in etwas verrennt und das ihre Freundschaft wohl zerstören wird. Katharina versprach Volker am heutigen Montag Abend mit ihm essen zu gehen, sie sah wie er sich freute, und Katharina das erste mal sagte das er sie lieben würde, doch Katharina wurde ganz anders, sie dachte der merkt echt nix mehr und es war ihr sehr unangenehm an heute Abend zu denken. Denn sie wollte ihm ja bloß reinen Wein einschenken. Während Katharina wieder um kurz vor 17 Uhr zuhause ankam, sortierte sie wieder ihre Post und wieder hielt sie einen Brief mit Calligraphischer Aufschrift „Liebesbrief“ in der Hand.

Sie wedelte diesen Brief, in den Händen haltend hin und her, und verdrehte bei dem Gedanken an Volker die Augen, sie las diesen Brief zum wiederholten male nicht, und legte ihn zu dem ersten Brief in das Buch in ihrem Bücherregal. Nachdem sie ihre Post bearbeitet hat, bereitete sie sich Mental auf das treffen mit Volker heute Abend vor, man sah ihr an das sie dafür eigentlich gar keinen Nerv hatte. Gegen 20 Uhr war es dann so weit, Katharina kam in das Restaurante in dem sie einen Tisch für sich und Volker reservierte, sie machte Volker klar das er sie nicht abholen bräuchte und sie sich dort treffen würden, Katharina war sich bewusst, das wenn sie mit ihm gefahren wäre, sie wohl ein Taxi nach Hause hätte nehmen müssen. Als Katharina an Volker seinem Tisch Platz nahm, meinte sie nur kurz und irgendwie genervt, guten Abend, sie sah das Volker schon ein Bier getrunken hatte. Alleine das passte ihr nicht wirklich. Volker überschwänglich, wow da bist Du ja endlich hab mich über eine Woche lang sehr nach Dir gesehnt, siehst wahnsinnig toll aus heute Abend, Katharina sagte aber nur, ach ich bin überhaupt nicht zurecht gemacht, das ist noch mein morgen Make Up. Volker sagte kaum zu glauben, was für extrem natürliche Schönheit Du besitzt, während Katharina anfing leise zu seufzen. Du Volker sagte sie, doch Volker fiel ihr wie im redeschwall sofort ins Wort und sprach von einem gemeinsamen Skiurlaub im Dezember, denn er wusste ja das Katharina über Silvester gerne in den Bergen ist, doch Katharina blickte zur Seite während er erzählte und fragen stellte.

Plötzlich unterbrach Katharina, den Volker, sie sagte Volker jetzt hör mir mal zu, was sagte ich Dir zwei Jahre lang, die Du versuchst mich für eine Beziehung zu bekommen? Ich meine ich habe einen fehler gemacht, ich bin letzte Woche mit Dir ausgegangen, aber ich dachte Dir wäre klar gewesen das mehr nicht in frage käme. Es war sehr nett, aber für eine Beziehung würdest Du meinen Ansprüchen nicht genügen, das habe ich Dir doch zwei jahre jeden Tag mehrfach gesagt, wieso glaubst Du nur das diese 2 Nächte meine Auffassung revidiert hätten, ich hätte Dich für etwas reifer eingeschätzt, es tut mir leid falls Du das Gefühl hast, ich hätte mit Deinen gefühlen gespielt, was ich für meine begriffe nicht habe. Ich mag Dich und war bereit Dir etwas nach meinen Empfindungen schönes zu schenken, doch das Du hier wie ein kleiner pubertierender Junge auf unsterblich verliebt machst, obwohl ich Dich Jahrelang aufgeklärt habe, macht mir Angst, und zwar Angst, davor Dich als Freund zu verlieren. Volker antwortete, das ist hart, Du wusstest genau wie sehr ich Dich mag, klar sagtest Du es immer und immer wieder, aber nachdem Du letzte Woche zu unserem Date kamst…. „Volker !“fiel katharina ihm ins Wort, sei doch mal ehrlich, wir hatten kein Date, wir trafen uns spät Nachts in Deiner Stammkneipe, zwar abgesprochen aber es war niemals ein Date, wir sagten wenn nichts dazwischen kommt schaue ich im laufe des Abends mal bei dir vorbei. Es wurde sogar erst spät Nachts, aber für mich sieht ein Date etwas anders aus! „Aber!“ antwortete Volker. Doch Katharina, winkte ab und meinte nur ich werde jetzt gehen und Du entscheidest wie wir uns in Zukunft gegenüberstehen. Ich wünsche Dir alles gute und ich würde dennoch gerne ein Freund sein und dann verließ sie das Lokal. Draußen vor der Tür atmete sie auf und sagte sich, endlich hab ich es hinter mir, war ja schlimm, so nett wie er ist, aber nein schwamm drüber.